1.Männer : Spielbericht (2023/2024)

Dem Kirmeschaos zum Trotz: Männer erkämpfen sich einen Zähler in Dorndorf

SG VfB Vacha 1919 II – SV 49 Eckardtshausen 2:2 (1:1)

Tore:

0:1 Sebastian Heller ET (11.min)

1:1 Johannes Schaßinski (31.min)

2:1 Marcel Hofmann (57.min)

2:2 Christoph Senf (80.min)

Kirmeslaune, Slapstick und Elferfehlschuss

Ein spielfreies Wochenende lag zwischen dem jüngsten 5:1-Heimsieg unserer Männermannschaft und ihrem bevorstehenden Auswärtsspiel bei der SG VfB 1919 Vacha II. Die Zweitvertretung der „Vächer“ Spielgemeinschaft stieg als einziges Team der vergangenen Saison in die Westthüringer Kreisligastaffel 2 auf und trägt ihre Heimspiele auf der Sportstätte des Dorndorfer SV 03 aus, dem neben Vacha und Martinroda dritten Mitglied der selbsternannten „SG Werra-Rhön“. Es war aus Sicht der 13 spielbereiten Geißrainer ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt für ein Spiel im Werradorf. Die an diesem Wochenende stattfindende Dorndorfer Kirmes führte mehr als 100 lautstarke Heimfans zur ausgewiesenen „Nordkurve“ und sorgte schon beim Aufwärmen der Mannschaften für Stimmung. Traditionell schwang diese irgendwo zwischen Unterstützung, Beleidigung und freundschaftlicher Ironie.

Selbstbewusst stellten sich Marcel Knauer und seine Jungs den Kirmesvibes. Doch bevor Sebastian Dücker zum Anpfiff bat, liefen beide Mannschaften zur melodischen Hymne der Champions League aufs Spielfeld. Aus nicht bekanntem Anlass wurden von vier unangekündigt auf den Platz rennenden Vereinsverantwortlichen einige Kicker der Heimelf ausgezeichnet. Schiedsrichter Dücker ließ es sich nicht nehmen, das Erinnerungsfoto für die Hausherren mit dem fremden Handy zu knipsen und bewies wie schon beim letzten Spiel unter seiner Leitung in Oberellen (2:0 für den SVE), dass er zweifellos ein Sympathieträger ist. Es sollte ihm dennoch kein leichter Samstagnachmittag bevorstehen.

Angestachelt von der hitzigen Atmosphäre, begegneten sich die Kontrahenten im Mittelfeld direkt mit gesunder Härte. Der SV 49 strahlte dabei deutlich mehr Gelassenheit aus und lockte die Hausherren mit ruhigem Aufbauspiel aus ihrer Reserve. Als der erste entscheidende Durchbruch gelang, fand Arthur Seiler von der Grundlinie aus keinen Abnehmer (4.). Auf beiden Seiten fehlte auf dem Weg zum Tor die letzten Entschlossenheit, ehe auf einem Mal die Dorndorfer Fußballfans verstummten. Sebastian Börner schlug einen Freistoß kurz hinter der Mittellinie in den Strafraum, den Sebastian Heller mit dem Hinterkopf maßgenau in die rechte Torecke verlängerte (1:0/11.). Der Treffer schien aus heiterem Himmel gefallen zu sein, da es der erste „Torschuss“ des Spieles war, doch verdienten ihn sich die Geißrainer dank ihres engagierten Auftrittes in den Anfangsminuten. Leider verloren sie anschließend den Faden und schenkten den Hausherren wegen fahrlässigerer Manndeckung mehr Freiraum. Max Hemmings und Marcel Hofmanns Schüsse aus der zweiten Reihe zischten knapp am Pfosten vorbei. Panagiotis Morkos musste etliche Flanken aus dem Sechzehner fischen. Als Johannes Schaßinski zum Doppelpass mit seinem Mitspieler ansetzte und aus zwölf Metern flach, platziert ins Tor traf, musste sich allerdings auch der großgewachsene Morkos geschlagen geben (1:1/31.). Die SG Vacha II investierte bis zum Pausenpfiff deutlich mehr in ihr Offensivspiel. Eckardtshausen brauchte Zeit, um sich wieder neu zu sortieren und dem immer aggressiver werdenden Pressing die nötige Coolness entgegenzubringen. Bis zur Pause setzten Börner und Kaßner zwar Nadelstiche nach vorne, erwiesen sich aber genauso wenig entschlossen wie die Vachaer. Nach einem unbeabsichtigten Handspiel von Marcel Knauer hätten sich die Geißrainer zudem nicht über einen Elfmeterpiff beschweren dürfen, behielten aber das Glück auf ihrer Seite.

Getragen von den Fans und dem Momentum des „zuletzt geschossenen Tores“ ließen sich die Gastgeber lautstark in die Kabine und zum anschließenden Seitenwechsel geleiten. Mit fortlaufender Zeit schien auch die Flüssigversorgung außerhalb des Platzes zuverlässig gesichert gewesen zu sein und brachte verbalen Zunder ins Spielgeschehen. Es entwickelte sich eine fast schon unsteuerbare Hektik, die Sebastian Dücker das ein oder andere Mal ins schwitzen brachte. Doch der Unparteiische ging trotz einiger schwierigen Entscheidungen jederzeit diplomatisch, kommunikativ und gelassen auf die 22 heißspornigen Kicker ein. Vacha blieb am Drücker, auch wenn die Geißrainer nun deutlich selbstsicherer dagegenhielten. Dennoch zwangen die Hausherren mit frühem Unterdrucksetzen Dennis Herbst zu einem Rückpass auf Panagiotis Morkos. Morkos, ebenfalls attackiert von zwei Vachaern, ließ den Ball versehentlich durch die Hosenträger passieren und sah ihn auf die Torauslinie zukullern. Eine Aufnahme mit den Händen hätte zu einem indirekten Freistoß wegen Rückpasses geführt, weshalb er die Kugel versuchte, mit der Hacke im Spiel zu behalten – rückblickend eine Fehlentscheidung. Der direkt hinter ihm lauernde Marcel Hofmann roch den Braten und stocherte das Leder mit seiner eigenen Hacke vor der euphorisch-eskalierenden Fankurve ins verwaiste Tor (1:2/57.). Slapstick pur in Dorndorf. Doch es sollte noch verrückter werden: Gerade hatten sich beide Mannschaften zum Wiederanstoß positioniert, als ein korpulenter Kirmesbursch eilig zu Panagiotis Morkos aufs Spielfeld rannte und ihm freundschaftlich einen Schnaps anbot. Keiner der Beteiligten fand es in diesem Moment lustig, doch im Nachhinein konnten alle darüber schmunzeln – dennoch: Fans haben auf dem Platz nichts zu suchen, erst recht nicht, wenn orange-gekleidete Ordner daneben stehen und mitlachen. Als sich das Chaos ein wenig beruhigt hatte, wurde die Eckardtshäuser wieder mutiger. Zweimal parierte SG-Torwart Anthony Hofmann reaktionsschnell gegen Christoph Senfs Kopfbälle, bei Knauers und Börners Nachschuss wäre wohl aber auch er chancenlos gewesen (60./65.). Fünf Minuten später entschied Sebastian Dücker nach Nils Spaniols Handspiel auf Strafstoß. Da weder Benjamin Zirpel und Jan Morgenweck noch Tommy Mengis und Arne Kirsch im Aufgebot standen, legte sich nach kurzem Zögern erstmals Arthur Seiler den Ball auf den Elfmeterpunkt. Seiler entschied sich für die linke Ecke, doch Hofmann roch den Braten und wehrte den unplatzierten Elfer nach vorne ab. Damit aber noch nicht genug, denn Seiler spekulierte auf den Nachschuss mit einer Direktabnahme, die Anthony Hofmann sehenswert und unter Jubelrufen von der Linie kratzte (70.). Der Rückschlag entfachte eine Schlussphase mit offenem Visier. Vacha wollte den Sieg, die Geißrainer den Ausgleich – und den bekamen sie. Zunächst lenkte der gut aufgelegte Hofmann einen tollen Freistoß von Sebastian Börner an die Latte (72.). Gefährlichstes Mittel blieben an diesem Tag aber weiterhin Börners und Kunzes Freistöße. Einen solchen langen Ball schlug Kunze aus dem Halbfeld vor das Tor, wo Christoph Senf im richtigen Moment einlief und perfekt einköpfte (2:2/80.). Auf beiden Seiten schien der Siegtreffer in der Luft zu liegen, aber er sollte nicht mehr gelingen. Immer wieder retteten Verteidiger beider Mannschaften in letzter Not und besiegelten somit das am Ende leistungsgerechte Remis. Wie viel das Unentschieden am Ende wert sein wird, stellt sich sowieso erst später heraus. Fest steht allerdings, dass der Punkt gegen „11+100“ Vachaer und Dorndorfer zu keiner Zeit selbstverständlich war und selbst erarbeitet wurde. Am Dienstag, 31. Oktober 2023, lädt der SV 49 schon um 14 Uhr zum Kreispokalspiel. Zu Gast sein wird der letztjährige Landesklassenabsteiger vom FC Eisenach.

(Arthur Seiler)

Aufstellung:

Panagiotis Morkos, Tobias Kunze, Johannes Huhn, Dennis Herbst, Dominik Kaßner, Christoph Senf, Arthur Seiler, Marc-Kevin Kaßner, Marcel Knauer, Sebastian Börner, Daniel Hering (Marc Adelmann 83.min)

Karten:

Gelb – Tobias Kunze

Gelb – Dominik Kaßner

SG Vacha II – 3mal Gelb

Schiedsrichter:

Sebastian Dücker