1.Männer : Spielbericht (2022/2023)
2.Runde - 20.09.2022 14:00 Uhr
VfB Wangenheim 04 | SV 49 Eckardtshausen | |||
9 | : | 1 | ||
(5 | : | 0) |
Aufstellung
TOR | Panagiotis Morkos |
ABW | Dominik Kaßner |
Jan Morgenweck | |
Johannes Huhn | |
MIT | Anton Seiler |
Arthur Seiler | |
Christoph Senf | |
STU | Marco Holder |
Spielstatistik
Tore
Arthur SeilerAssists
Anton SeilerZuschauer
25Torfolge
1:0 (9') | VfB Wangenheim 04 |
2:0 (20') | VfB Wangenheim 04 |
3:0 (27') | VfB Wangenheim 04 |
4:0 (31') | VfB Wangenheim 04 |
5:0 (41') | VfB Wangenheim 04 per Elfmeter |
6:0 (65') | VfB Wangenheim 04 |
7:0 (70') | VfB Wangenheim 04 |
7:1 (71') | Arthur Seiler (Anton Seiler) |
8:1 (85') | VfB Wangenheim 04 |
9:1 (86') | VfB Wangenheim 04 |
Kurioses Pokalspiel: Acht Geißrainer verdienen sich Respekt in Wangenheim!
VfB Wangenheim 04 – SV 49 Eckardtshausen 9:1 (5:0)
Tore:
1:0 Valentin Griesche (9.min)
2:0 Tobias Schoppe (20.min)
3:0 Marius Winkler (27.min)
4:0 Robin Michler (31.min)
5:0 Robin Michler HE (41.min)
6:0 Sebastian Zwätz (65.min)
7:0 Tim Ellenberg (70.min)
7:1 Arthur Seiler (71.min)
8:1 Tim Ellenberg (85.min)
9:1 Leander Griesche (86.min)
Erinnerungswürdiges Fußballspiel mit unerwartetem Ende
Es waren Szenarien, die irgendwie nicht zusammenpassten: Ein Schlusspfiff nach 90 Minuten, ein Spielstand von 9:1 und 19 Fußballer harmonisch miteinander abklatschende Spieler. Für alle Lesenden, die nun denken „Moment mal!?“ sei gesagt, dass zu einem außergewöhnlichen Fußballspiel eben auch einen außergewöhnlichen Spielbericht geben muss. Nun könnte man sich fragen, was innerhalb des beschriebenen Szenarios alles nicht zusammenpasst: Ist es das 9:1 und die allseits verbreitete Harmonie? Sind es die insgesamt nur 19 Spieler? Oder könnte es sogar der Schlusspfiff nach 90 gespielten Minuten sein? Rückblickend ist es irgendwie von allem etwas, denn was acht tapfere Eckardtshäuser an diesem Dienstag(feiertag)nachmittag beim Kreispokalspiel in Wangenheim erlebten, wird wohl lange Erzählgut auf dem Geißrain bleiben.
Wer nach einem Beginn dieser Geschichte sucht, der kann eigentlich schon im August 2021 danach suchen. Die damalige Saison 2021/22 sollte mit einem Erstrundenpokalspiel bei der SG SV Normania Treffurt II in Wendehausen eröffnet werden, was in einem Nichtantritt und der 2:0-Wertung zugunsten der Normannen mündete. Neben der damals schon dünnen Personaldecke war der Kreispokal für viele Eckardtshäuser mehr ein Pflichttermin als die Chance auf zusätzliche Spielpraxis. Spätestens seit der Staffeldurchmischung und einem Mammutprogramm von 30 Ligaspielen hat dieser Gedanke mehr Aktualität denn je gewonnen. So gingen nach der vorgestrigen Kreisligapartie in Stockhausen gerade einmal sechs Hände nach oben, als unter den wenigen spielfähigen Geißrainern danach gefragt wurde, wer denn alles am Dienstag mit nach Wangenheim reisen könnte. Schließlich ließen sich mit Marco Holder und dem eigentlich verletzten Christoph Senf zwei weitere Kicker akquieren, um die Mindestzahl von acht Spielern zu füllen und eine Nichtabsage mit hoher Strafe zu umgehen. Ein erster Schritt, der aller Ehren wert war! Mit dem Ziel, die Partie einige Minuten zu bestreiten und mit einer womöglichen Verletzung den Spielabbruch inklusive Spielwertung gewissermaßen zu provozieren, wurde die lange Fahrt angetreten. Niemand ging davon aus, in dreifacher Unterzahl inklusive einiger angeschlagener Spieler länger als 20 Minuten gegen das Team aus der ersten Kreisklasse standzuhalten. Die Wangenheimer Sportanlage könnte bei einigen jungen Eckardtshäusern der Schellenberg-Generation positive Erinnerung hervorrufen, gewann man hier nämlich Ende März 2014 das Viertelfinale des C-Jugend-Kreispokals spektakulär mit Last-Minuten-Toren in der Verlängerung und anschließendem Elfmeterschießen mit 9:8. Ein gutes Omen? Bei der Ankunft fühlte es sich zumindest nicht so an, war es doch ein eigenartiges Gefühl, zu acht die Kabine zu betreten. Als der Wangenheimer Coach freundlich an der Tür klopfte, um nach der Trikotfarbe zu fragen, erfuhr er die Hiobsbotschaft von seiner niedrigen Zahl an heutigen Gegenspielern und schien schnell zu begreifen, worauf das hinauslaufen könnte. Deswegen entgegnete er schnell mit der Bitte, wenigstens 60 Minuten spielen zu können, denn seine Zuschauer und „jungen, wilden Spieler“ wollten auch etwas von ihrem freien Tag. Das Vorhaben schien zunächst noch utopisch zu erscheinen und wurde erst einmal weggelächelt.
Von Beginn an herrschte ein gewisser Sarkasmus untereinander. Die oberste Einstellung zum Spiel war nämlich nur eine: „Keine weiteren Verletzungen!“ Doch Stück für Stück kam die komponente „Spaß haben“ dazu. Gemeinsam mit den Fußballern des VfB Wangenheim wurde vor und während des Spieles viel gescherzt und nach nur drei Sekunden sogar der erste Geißrainer Torschuss verzeichnet. Na gut, nennen wir es Schussversuch, denn Jan Morgenwecks Abschluss vom Anstoßpunkt verfehlte das Ziel recht weit. Es sollte nicht der letzte Versuch an diesem Tag bleiben, denn nach exakt neun Minuten gab es die nächste Möglichkeit dafür: Valentin Griesche hatte die Heimelf mit einem Schuss von halblinks in Führung gebracht (0:1/9.). „Schade!“, tönte es aus den eigenen Reihen, denn immerhin hielt der SV 49 gut dagegen. Klar war, dass man sich viel bewegen müsste, um anspielbar zu sein und überhaupt in die gegnerische Hälfte zu dringen. Im „klassischen“ 2-1-3-1-System war es ungewohnt zu spielen, was sich die erste Halbzeit bemerkbar machte. Trotzdem war Wangenheim am gefährlichsten nach Eckbällen, da die großgewachsenen Angreifer immer wieder am langen Pfosten lauerten. Der mit Abstand „ärmste“ und zugleich stärkste Eckardtshäuser an diesem Tag stand aber zum Glück zwischen den Pfosten und hieß Panagiotis Morkos. Von Anfang an meisterte mit aller Coolness den Dauerbeschuss und parierte Abschluss um Abschluss von sicher abgefangenen Bällen bis hin zu Hechtsprüngen. Bei Tobias Schoppes abgefälschtem Schuss aus dem Rückraum war aber auch er machtlos (0:2/20.). Marius Winkler und Robin Michler vollstreckten nach einem Ballverlust an der Mittellinie und schnellem Gegenstoß zum 0:3 und 0:4 (27./31.), ehe Christoph Senf den langen Arm auspackte und im Strafraum Hand spielte. Michler verwandelte den fälligen Elfer sicher (0:5/41.). Das Hauptmanko waren schnelle Gegenstöße, bei denen es zu acht überhaupt nicht möglich war, alle überschwallartig torhungrigen Gastgeber zu verteidigen.
Doch blieb zur Halbzeit das Fazit, insgesamt schon 45 der eigentlich niemals für möglich gehaltenen 60 Minuten gemeinsam bewältigt zu haben. Als dann aber Wangenheims Coach erneut auf die Geißrainer zukam, gab es die große Offenbarung: Es stellte sich heraus, dass sie Thomas Philipsen gegenüberstanden, seines Zeichens niemand Geringeres als Leiter der Kreisliga Westthüringen Staffel 2 – verrückte Fußballwelt! Schnell erlangten die Geißrainer somit die Information, dass ein (provozierter) Spielabbruch genauso viel Strafe wie ein Nichtantritt bedeuten würde und alle Gedankenspiele des „sparsamen Pokalkicks“ damit beendet sein würden. Also ging es erst einmal weiter mit „Acht gegen Elf“ – und das mit großartigem Einsatz! Es entwickelte sich eine Halbzeit, in der sich der SV 49 sogar offensiv befreien konnte, von den mittlerweile schon verzweifelten Anstoßschüssen mal abgesehen, bei dem nahezu jeder einmal ran durfte. Hinten grätschten Dominik Kaßner, Johannes Huhn und Jan Morgenweck ihren Spielern etliche Bälle vom Fuß. Davor agierte Christoph Senf trotz Knieverletzung als exzellenter Ballverteiler und setzte die rotierenden Anton und Arthur Seiler immer wieder gut ein, während Marco Holder als einsame Spitze die Bälle hervorragend abschirmte und permanent Zweikämpfe gewann. Es machte über weite Strecken nicht den Eindruck, als sei das Team in Unterzahl. Ganze 20 Minuten ließ man kaum Torgefahr des VfB zu und wenn, dann war Morkos mit starken Paraden zur stelle. Dann brach Sebastian Zwätz nach einem langen Ball durch und brachte mit etwas Glück den Ball über die Linie (0:6/65.). Noch mehr Dusel hatte fünf Minuten später der umtriebige Tim Ellenberg, dessen Kopfball von Johannes Huhn nach einer Ecke unglücklich verlängert wurde (0:7/70.). Der große Eckardtshäuser Moment sollte heute trotzdem kommen: Zum ersten Mal droschen die Jungs nicht den Ball vom Mittelkreis aufs Tor, sondern gestalteten über Morgenweck und Senf einen schnellen Spielaufbau. Anton Seiler lief dazwischen und leitete perfekt auf seinen startenden Bruder Arthur weiter, der den bis dahin beschäftigungslosen Tony Böhm umkurvte und den heute kaum erwarteten Ehrentreffer erzielte (1:7/71.). Irgendwie freuten sich alle mit, was die Seelen der acht Kämpfer zusammenschweißte. Dass Tim Ellenberg und Leander Griesche kurz vor dem Abpfiff doch noch das 1:8 und 1:9 (85./86.) markierten, war am Ende etwas ärgerlich, denn die Treffer kamen mangelnder Konzentration in der Verteidigung zu Schulden. So sieht das Ergebnis höher aus, als es mit gerade einmal acht Spielern hätte sein müssen. Es ist wohl einer der längsten, bisher entstandenen Spielberichte und das über eine Partie, die anfangs nie im Raum stand bzw. ursprünglich nach wenigen Minuten hätte beendet sein sollen. Aus 15 Minuten wurden 45, aus 45 wurden 90. So sehr dieses Spiel auf dem Papier unbedeutend sein mag, so deutlich zeigte es, was möglich ist, wann ein Team etwas erreichen will. Es stellte unter Beweis, was aus der Not einer dreifachen Unterzahl entstehen kann: Kollektive Laufbereitschaft, hohes Ideenreichtum, Flexibilität und am Ende Harmonie und Spaß am Spiel. Neben dem großen Respekt, den sich die acht Geißrainer in Wangenheim von den Hausherren verdienten, kann jeder Einzelne unheimlich stolz sein und hoffentlich viel in den Kreisliga-Alltag mitnehmen. Am Sonntag geht es daheim gegen die SG SV Eintracht Ifta II – hoffentlich mit größerer Kapelle und gleichem Einsatz!
(Arthur Seiler)
Aufstellung:
Panagiotis Morkos, Jan Morgenweck, Johannes Huhn, Dominik Kaßner, Christoph Senf, Arthur Seiler, Anton Seiler, Marco Holder
Karten:
keine
Schiedsrichter:
Denny Göltzner