Jubiläumsspektakel am Geißrain: Freizeitturnier, RWE-Sieg und Jugenderfolge
Arthur Seiler, 17.06.2024
Fünf Jahre ist es schon wieder her, dass am Wochenende des damals 29. Juni 2019 gemeinsam mit Fußballfreunden aus dem französischen Xeuilley das 70-jährige Vereinsjubiläum (nach)gefeiert werden konnte. Dieses Jahr ließ es der Spielplan zu, zwei Tage nach dem 12. Juni – offizieller Gründungstag der einstigen „SG Eckardtshausen“ – den Startschuss für ein vollbepacktes Jubiläumswochende im Rahmen des 75-jährigen Bestehens zu geben. Am Freitagabend läutete die „Opening-Party“ im von etlichen fleißigen Händen aufgestellten Festzelt mit Fassbieranstich die dreitägige Veranstaltung auf dem Eckardtshäuser Sportplatz ein. Gemeinschaftlich durfte dabei der deutsche EM-Erfolg beim Eröffnungsspiel gegen Schottland (5:1) mitverfolgt und gefeiert werden.
Mit großer Aufregung fieberten aber die wahrscheinlich meisten Geißrainer den geplanten Ereignissen des Samstages entgegen. Doch bevor um 15 Uhr das Highlight einer Eckardtshäuser Ü30-Auswahl gegen die Traditionself des FC Rot-Weiß Erfurt auf dem Programm stand, lieferten sich sechs einzigartige Mannschaften abwechslungsreiche Duelle bei einem spaßigen Freizeitturnier. Neben den „SV 49 Youngsters“, „Volkmars Kreisligalegenden“ und einer Auswahl der „Kirmesgesellschaft“, traten die Kicker von „Hansis Jungs“, „Die Babos“ sowie die eigens für dieses Turnier wiederbelebte Frauenmannschaft namens „1. FC Geißweiner“ um Coach Andy Schad an den Start. Gespielt wurde jeder gegen jeden auf Kleinfeld, jeweils einmal zwölf Minuten. Die „SV 49 Youngsters“ – gewissermaßen eine mit Marcel Knauer und Marc-Kevin Kaßner aufgefüllte U30-Auswahl der Männermannschaft – eröffneten das Turnier mit einem deutlichen 3:0-Sieg gegen „Hansis Jungs“, eine Traditionsmannschaft von SV-49-Urgestein Hansi Grübel. Die „Kirmesgesellschaft“ trennte sich 1:1 von den „Babos“. Letzteres Team setzte sich aus den Eltern der aktuellen Jugendmannschaften zusammen und sorgte vor allem bei den zuschauenden Kids für viel Freude. Die favorisierten „Volkmars Kreisligalegenden“, gespickt mit ehemaligen Spieler der Jugenddynastie von Volkmar Schad wie Patrick Lamm, Martin Spangenberg, Marcus Feustel, Sebastian Börner oder Frank Rudloff, siegten deutlich mit 5:0 gegen die erfrischend aufspielenden Mädels des „1. FC Geißweiner“. Während der drei Stunden Freizeitfußball duurften die Gäste insgesamt 44 Tore in 15 Spielen bejubeln. Am Ende setzten sich die „SV 49 Youngsters“ mit 12 Punkten durch, gefolgt von der „Kirmesgesellschaft“ (10 Punkte) und „Volkmars Kreisligalegenden“ (8 Punkte). „Die Babos“ (6 Punkte) schlossen das Turnier als Viertplatzierter ab, vor „Hansis Jungs“ (5 Punkte) und dem „1. FC Geißweiner“, die vor allem bei ihren drei erzielten Toren für großen Jubel untereinander sorgten. Ein von Anfang bis Ende gelungenes Freizeitturnier, das die Vorfreude auf den Jubiläumskick gegen Rot-Weiß Erfurt noch einmal bestärkte.
Die 15 rot-weißen „Traditionsvertreter“ aus der Landeshauptstadt trafen pünktlich am Fuße des Milmesbergs ein und freuten sich über den herzlichen Empfang. Doch bevor das Schiedsrichtertrio um Lutz Specht, Marlon Reißig und Noah Rommel zum Anstoß bat, erlebte ein (ehemaliger) Geißrainer seinen ganz eigenen, besonderen Moment. Frank Rudloff, im Sommer 2023 zu den Alten Herren des Marksuhler SV gewechselt, absolvierte für seinen Herzensverein insgesamt 354 Pflichtspiele. Über viele Jahre war der Mittelfeldmotor Leistungsträger auf dem Platz und zeigte auch menschlich, dass er zu den ganz Großen gehört. Gegen den FC Rot-Weiß durfte er seine Jungs ein letztes Mal auf das Spielfeld führen, was er im Ligabetrieb letztmalig Ende September 2022 gegen die SG SV Eintracht Ifta II tat. Wir sagen an dieser Stelle noch einmal: Danke Frank! Danke für deine Reisen zu Spielen in Nah und Fern, Danke für dein Verantwortungsbewusstsein gegenüber Alt und Jung und Danke für deine vor einigen Jahren auch immer wieder tatkräftige Unterstützung als Aushilfsspielreporter für die Homepage!
Nach der feierlichen Verabschiedungszeremonie ging es defensiv dicht gestaffelt ins Spielgeschehen. Die Teams einigten sich auf Halbzeitlängen von einmal 45 und einmal 35 Minuten. Eckardtshausens heutiger Ü30-Coach Marco May hatte seine Jungs sehr gut auf die technisch versierten und passstarken Ex-Profis eingestellt. Mit einer nahezu rotierenden Siebenerkette wollten sie den Erfurtern das Leben so lange wie möglich schwer machen – und das taten sie. Hochdiszipliniert verteidigten sie gegen den geduldig anlaufenden RWE. Erst Erfurts Wirbelwind Amando Baba brach den Bann, als er eine Flanke per Kopf vollendete, ehe er drei Minuten später nachlegte und unhaltbar für Jens Kubus einschoss (19./22.). Die Geißrainer zeigten sich ganz und gar nicht geschockt vom Rückstand, hielten sie doch stolze 20 Minuten dagegen und hinten die Schotten dicht. So verdienten sie sich nach Marc-Kevin Kaßners wunderbaren Treffer aufs kurze Eck sogar den Anschlusstreffer (1:2/24.). Die ersten Wechselperioden brachten auf Seiten des SV 49 einen kleinen spielerischen Bruch in die Partie. Dieser sollte keineswegs negativ aufzufassen sein, war das Freundschaftsspiel zum einen keine taktische Vorbereitung auf die Alte-Herren- bzw. Männersaison und zum anderen für jeden einzelnen teilnehmenden Ü30er mit Spielzeit bedacht. Erfurt nutzte die entstandenden Umorientierungen und kleinere Unsicherheiten gnadenlos aus, um den Spielstand binnen elf Minuten auf 6:1 auszubauen. Zum Halbzeistand trafen Timo Knospe, Amando Baba, Ricardo Busse und Felix Müller (29./36./38./40.).
Niemand hätte zu diesem Zeitpunkt geglaubt, dass eine zweite Halbzeit bevorstünde, in der Eckardtshausen torgefährlicher als in den ersten 45 Minuten sein würde. Wer nämlich einmal in den Spielstatistiken der Erfurter Traditionsmannschaft kramt, der entdeckt ausschließlicheRWE-Siege mit einer maximalen Gegentorzahl von zwei Treffern und meistens dominanten zweiten Halbzeiten. Sebastian Börner schien etwas dagegen zu haben, überlief zwei aufgerückte Verteidiger und traf aus zehn Metern in die Maschen (2:6/47.). Thomas Gensbügel antwortete nach schönem Doppelpass mit dem 2:7 (50.). Doch Eckardtshausen blieb offensiv hellwach, verlängerte über Benjamin Zirpel den Ball auf Martin Reißig, welcher RWE-Keeper Otto Wolfram mit einem krachenden Volleyschuss aus acht Metern keine Chance ließ (3:7/56.). Wieder spielte Gensbügel den Partycrasher und stellte vier Minuten später den alten Abstand wieder her (3:8/60.). Mittlerweile war auch Erfurts ehemaliger Drittligaspieler Martin Hauswald mit von der Partie, welcher vor über 15 Jahren gemeinsam mit Jens Möckel bei einem privaten SV-49-Training schonmal am Geißrain zu Gast war. Er sah, wie sich Sebastian Börner ein weiteres Mal über die Außenbahn gegen seine Mitspieler durchsetzte, vor Wolfram die Ruhe behielt und auf 4:8 verkürzte (61.). Vier Gegentreffer hatte die Rot-Weiß-Traditionself ihren eigenen Aussagen zufolge noch nie kassiert, was die Geißrainer schon jetzt extrem stolz machte. Mit ansehnlichem Zweikontaktspiel erspielten sich die Gäste viele weitere Chancen, die Amando Baba und Thomas Gensbügel zu nutzen wussten (68./70.). Den letztlich auch in dieser Höhe verdienten Schlusspunkt zum 4:11 setzte Baba mit seinem fünften Treffer in der 73. Minute. Nach dem Schlusspfiff waren sich alle Beteiligten einig, dass es ein herausforderndes, dynamisches, aber vor allem sehr faires Aufeinandertreffen war. Die Erfurter erwiesen ihre Dankbarkeit dafür, da sie in den Vorwochen auch andere Beispiele erlebten, bei denen es nicht so fair wie erhofft zuging. Mann des Tages war zweifellos Amando Baba, der mit seiner unglaublich ausgeprägten Geschwindigkeit, Raumorientierung und Ballsicherheit den ein oder anderen Geißrainer dazu anhielt, vom „bisher besten Gegenspieler aller Zeiten“ zu sprechen. Es war uns eine große Ehre, dass ihr am Geißrain zu Gast wart, liebe Erfurter Jungs!
Dem gelungenen Samstag folgte ein ebenso fußballreicher Sonntag, beginnend mit einem Funino-Turnier der G-Junioren. Beim anschließenden Freizeitturnier unserer F-Junioren sicherte sich die SG Ulstertal hochverdient den Sieg vor der SG SV Fortuna Suhltal und den punktgleichen Eckardtshäusern von Trainer Arne Kirsch. Vierter wurde der TSV Sundhausen 1896. Am Nachmittag überzeugten die C-Junioren mit einem 3:1-Erfolg gegen den frischgebackenen D-Juniorenlandesmeister (!) von der SG SV Geismar 1952. Berichte und Bilder zu den einzelnen Auftritten unserer Jugendmannschaften werden folgen.
Abschließend möchten wir uns bei den so vielen fleißigen Helferinnen und Helfern, Mitgestalterinnen und Mitgestaltern sowie finanziellen Unterstützerinnen und Unterstützern unseres Vereinsjubiläums bedanken. Ohne Euch wäre fünf Jahre nach dem letzten erinnerungswürdigen Jubiläum niemals ein solches Wochenende möglich gewesen. Wir sind stolz darauf, als kleiner Dorfverein einmal mehr diese großartigen drei Tage verbracht haben zu dürfen, freuen uns nun auf die Fußballeuropameisterschaft, die Sommerpause sowie die bevorstehende Fußballsaison 2024/25 in allen Altersklassen!
Der gesamte Verein möchte Marcel Junghanns, Fotograf der Erfurter Traditionself, fürs Zurverfügungstellen der großartigen, unvergesslichen Momentaufnahmen danken! Dies ist nicht selbstverständlich und umso wunderbarer, dass sie nun auf unserer Homepage archiviert sind!