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SV 49 Eckardtshausen e.V.

C-Junioren : Spielbericht

Kreispokal Westthüringen C-Junioren
Viertelfinale - 03.11.2024 11:00 Uhr
SG Eckardtshausen   FSV Waltershausen
SG Eckardtshausen 3 : 2 FSV Waltershausen
(0 : 2)

Spielstatistik

Tore

Ben Höhne, Elias Neuland, Ridha al-Khattat

Assists

Ridha al-Khattat

Gelbe Karten

Elias Neuland

Zuschauer

80

Torfolge

0:1 (5')August Engel (Eigentor)
0:2 (29')FSV Waltershausen
1:2 (51')Elias Neuland
2:2 (56')Ben Höhne (Ridha al-Khattat)
3:2 (70+2')Ridha al-Khattat

Pokalspektakel am Geißrain: C-Junioren drehen ein 0:2 und stehen im Halbfinale

Glückssträhnen, Unentschieden, Pleitenserie: Es gibt Fußballspiele, die reihen sich nahtlos in die Formkurve einer Mannschaft ein. Jedes Spiel schreibt seine eigene Geschichte, allerdings bleiben längst nicht alle für immer präsent in Herz und Kopf. Doch das, was an diesem sonnigen Novembertag auf dem Geißrain geschah, fällt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus jedem noch so beliebigem Muster. In diesem Sinne: Lehne zurück, Füße hoch und anschnallen!

 

Nicht nur in der Liga, sondern auch im Kreispokal, erweisen sich die Eckardtshäuser C-Junioren in dieser Saison als äußerst schlagfertig. Nach zwei hochverdienten Erfolgen gegen die SG FC Schweina-Gumpelstadt (5:2) und die SpVgg Siebleben (4:0) stehen die Jungs von Martin Reißig und Daniel Höhne erstmals im Viertelfinale des Westthüringer Pokalwettbewerbes. Mit entsprechend breiter Brust und großer Vorfreude im gesamten Verein erwarteten sie den FSV Waltershausen, aktuell Zweitplatzierter der Kreisliga Staffel 3. Die Gäste aus der Puppenstadt machten schon in der vergangenen Saison im Kreispokal auf sich aufmerksam und schafften es bis ins Finale nach Treffurt, wo sie Wangenheim mit 2:4 unterlagen.

 

Bei über 80 Zuschauern auf dem Geißrain waren die Karten heute neu gemischt. Waltershausen begann druckvoll, der SVE versuchte kompakt dagegenzuhalten. Durch das Fehlen ihres Abwehrchefs Elias Kallenbach mussten sich die Jungs etwas umsortieren und die Rollen neu verteilen – und trotzdem sollte ihnen die erste gefährliche Aktion des FSV zum Verhängnis werden. August Engel lenkte eine Freistoßflanke unglücklich ins eigene Netz (0:1/5.). Der frühe Gegentreffer dimmte ein klein wenig die Euphorie auf dem Sportplatz. Waltershausen zeigte sich nun deutlich mutiger, auch wenn die Geißrainer mehr Ballbesitz hatten. Doch die Abstimmung untereinander stimmte über weite Strecken der ersten Halbzeit überhaupt nicht. Meistens waren es Einzelaktionen wie von Ridha al-Khattat, die für Torgefahr sorgten. Sein Schuss aus 16 Metern segelte Zentimeter über das Dreiangel (22.). Immer wieder versuchte es der schussstarke Angreifer aus der zweiten Reihe. Die Gäste lauerten auf Fehler im Aufbauspiel und schalteten schnell um. Als Farhad Kudadad knapp 25 Meter vor dem Tor den Ball zugespielt bekam, versuchte er es direkt und düpierte Jan Heinemann mit seinem perfekten Fernschuss (0:2/29.). Das Tor ist groß, die Sonne schien tief und womöglich stand Heinemann einen Schritt zu weit vor seinem Kasten. Doch mit einer tollen Parade gegen Noah Zimmermann, der bei einem Eckball alleine im Fünfmeterraum auftauchte, tankte der Eckardtshäuser Keeper neues Selbstvertrauen (31.). Irgendwie wollte sich jegliche Energie aber nicht auf das Ballbesitzspiel übertragen. Der Zwei-Tore-Rückstand und wiederkehrende Stockfehler kratzten am sonst so starken Glauben, einen Treffer erzielen zu können. Auch wenn Waltershausen bis zum Seitenwechsel weitestgehend vom eigenen Sechzehner ferngehalten werden konnte, zählte Eckardtshausen offensiv nur zwei weitere Distanzschüsse von al-Khattat und Martin (33./35.).

 

Das Trainerduo musste Aufbauarbeit leisten, den Glauben zurückholen und das letzte Quäntchen Mentalität aus ihren Jungs herauskratzen. Spielerisch waren sie den Gästen keinesfalls unterlegen, auch zweikampftechnisch hielten sie intensiv dagegen. Schiedsrichter Maurice Rinklin hatte schon jetzt viele knifflige Situationen zu beurteilen. Er ahnte noch nicht, dass sich sein Beurteilungsraum sogar über den Spielfeldrand hinaus bewegen sollte. Während die Spieler langsam auf den Rasen zurückkehrten, stimmten sich die in den ersten 35 Minuten noch etwas stummer gebliebenen Zuschauer freudig auf die zweite Halbzeit ein. Mehr als eine Hand voll Kicker der Männermannschaft erwiesen „ihrer“ C-Jugend die Ehre und wollten sich für die lautstarke Unterstützung beim 3:0-Derbysieg in Förtha revanchieren – natürlich mit den von Pepe Illert und seinen Supporterfreunden eigens hergestellten Geißrainer Fanuntensilien.

 

Waltershausen ging das Spiel nun deutlich defensiver an. Trainer Steffen Smudzinski entschied sich für die Verwaltung des komfortablen Vorsprunges. Den Eckardtshäusern fiel es weiterhin schwer, das gewohnte Spiel über die Außenbahnen aufzuziehen, doch mit einem Mal sahen sie sich zurück im Geschehen. Elias Neuland fasste sich aus 30 Metern ein Herz und tunnelte per Flachschuss den dabei etwas unglücklich aussehenden Keeper Oskar Ahlemann (1:2/51.). Gesänge, Hoffnung, Emotionen: Mit einem Mal wachte der Geißrain auf. Nun kamen auch die dynamischen Offensivspieler al-Khattat und Ciobanu in Fahrt, angetrieben von immer mehr gewonnen Zweikämpfen im Zentrum. Vor allem Ben Köhler zog mit etlichen Ballgewinnen die Strippen und leitete einen schnellen Angriff über Ridha al-Khattat ein, der über die rechte Seite bis zur Grundlinie startete. Seine flache Hereingabe an den Fünfmeterraum verlängerte Torwart Ahlemann mit den Fingerspitzen an den langen Pfosten, wo sich Ben Höhne bedankte und mit dem Ausgleichstor das nächste euphorische Highlight setzte (2:2/56.). Auch an der Seitenlinie kam es zu ersten verbalen Auseinandersetzungen zwischen Trainern und Betreuern, denen der Unparteiische mit vermittelnden Worten vorerst vergebens versuchte, entgegenzuwirken. Jenny Reißig und Andy Schad mussten als Platzordner das Wort ergreifen, um die kochenden Kessel bei Martin Reißig und Steffen Smundzinski zumindest annähernd auf Raumtemperatur zu bringen. Das Klima auf dem Feld blieb allerdings anhaltend hitzig. Mit einer leidenschaftlichen Abwehraktion bewahrte Kapitän Elias Neuland seine Mannschaft vor dem erneuten Rückstand und rettete mit seiner Grätsche für den bereits geschlagenen Jan Heinemann vor der Linie (62.). Der FSV blieb wie schon in der ersten Halbzeit kontergefährlich, war durch das druckvolle Eckardtshäuser Pressing aber nicht mehr so sicher am Ball. „Alte Klassiker“, aber auch neue Anfeuerungsgesänge von den Supportern, peitschten den SV 49 weiterhin in den gegnerischen Strafraum. Die großgewachsenen Verteidiger wusste aber Flanken und Eckbälle abzuwehren. Auch Oskar Ahlemann holte sich mit Paraden beim liebgewonnenen Distanzschussmittel Sicherheit zurück. Die Uhr tickte in Richtung Verlängerung, als al-Khattats gewonnenes Kopfballduell gegen Zimmermann einen lauten „Hand!“-Schrei mit sich zog. Rinklin entschied auf Vorteil, al-Khattat blieb am Ball und marschierte auf das Tor zu. Mit einer gekonnten Bewegung schüttelte er seinen Gegenspieler ab und spitzelte die Kugel ins lange Eck – der Wahnsinn war perfekt (3:2/70.+2.)! Alle Dämme brachen endgültig, da sich die Geißrainer in ihrem wiedergewonnenen Glauben bestätigt sahen. Aufgrund der von vielen Seiten befeuerten Spielhärte gipfelte die Partie beim letzten Waltershäuser Angriff in einem Foulspiel, bei dem sich Terence Benjo am Bein verletzte. Plötzlich standen Gästefans und -betreuer auf dem Spielfeld und gingen mit Eckardtshäuser Spieler ins Zwiegespräch. Auf der anderen Seite stürmten Ordner auf den Platz, um den emotional aufgeladenen Haufen aufzulösen. Mittendrin lag Benjo, der von Geißrainer Betreuern behandelt wurde. Gute Besserung an Terence und den Waltershäuser Spieler, welcher sich in der ersten Halbzeit schwerer verletzte. Der Schiedsrichter sah sich die Gemengelage eine knappe Minute an und pfiff das Spiel inmitten dieser Szenen ab. Eine kuriose Situation, die mit einer kurzen Fortsetzung und allumfassenden Beendigung des Spieles wohl für mehr emotionale Entlastung gesorgt hätte. Dennoch bleibt zu sagen, dass Rinklin die schwer zu leitende Partie mit seiner kommunikativen, neutralen Weise gut führte.

 

Eine Sache war zu diesem Zeitpunkt ein für allemal in Stein gemeiselt: die Eckardtshäuser C-Junioren stehen im Halbfinale des Westthüringer Kreispokals! Der Gegner wird am 27. April 2025 der FSV Eintracht Wechmar in Seebergen sein. Eine spektakuläre Aufholjagd stellte einmal mehr unter Beweis, dass es sich lohnt, zu jeder Sekunde eines Fußballspieles an die Mannschaft zu glauben. Ihren Lohn holten sich die Jungs beim Feiern mit den Fans ab: Laola, bunter Rauch und gemeinsame Lieder. Es sind allesamt Dinge, die aus der Reihe tanzen und wohl für immer mit einem positiven Gefühl im Herzen aller beteiligten Geißrainer bleiben werden.

 

(Arthur Seiler)

 

Karten:

Gelb – Elias Neuland

Waltershausen – 1mal Gelb

 

Schiedsrichter:

Maurice Rinklin


Fotos vom Spiel